Lichter, die sich im Dunkeln bewegen, hinterlassen Leuchtspuren auf unserer Netzhaut, flüchtige Momente in unserer Erinnerung. Für Christian Rudolph sind diese Bilder Inspiration. Er hat, wie er erzählt, solche Leuchtspuren im Kopf und versucht sie dingfest und greifbar zu machen. Es müssen kreisende, schwingende Lichtersein, die er da vor sich sieht, Lichter, die sich trennen und treffen, die den Raum erobern und schließlich in ihrer Bewegung sanft auslaufen. Christian folgt ihnen mit seiner Kreativität, mit seiner Profession, mit seinem Material, mit Eisen und Stahl. Ein Widerspruch? Nicht bei ihm. Er nimmt dem Stahl die Härte und Grobheit und verleiht ihm Schwung und Eleganz.
Wenn ich vor Christians Metallplastiken stehe, kann ich nicht aufhören sie zu betrachten. Mehr noch, ich muss sie umrunden, muss sie von allen Seiten und Blickwinkeln sehen und sie in ihrer Dreidimensionalität erfahren. Dabei werde ich belohnt durch stets neue Entdeckungen. Die Skulpturen scheinen zu tanzen, zu schweben, entwickeln eine Beschwingtheit, die man dem Metall nicht zugetraut hätte. Mein nächster Impuls ist, die Plastiken zu berühren. Es ist eine sinnliche Erfahrung, den sanften Schwüngen mit den Händen zu folgen und dabei die leicht angeraute Glätte des Metalls zu spüren. Zugleich erfahre ich dabei die Präzision und handwerkliche Gründlichkeit, mit der Christian arbeitet. Er nimmt sich für die Verschweißungen und für die Behandlung der Oberflächen Zeit, sehr viel Zeit. Das Handwerkliche und die Qualität sind ihm wichtig. Er steht zu seinem Perfektionismus. Alles muss stimmen. Das sieht man, das spürt man. Jenseits davon verschaffen mir Christians Werke eine Freude, die mit Worten nur schwer zu beschreiben ist. Darüber wie er mit jeder seiner Plastiken das Vergängliche festhält und bewegt, wie er mit seiner Kunst zugleich den Boden und den Himmel berührt. Wie ernsthaft und verspielt die Skulpturen sind, wie vital und sehnsuchtsvoll. Auf jeden Fall entdecke ich darin immer wieder Christians Augenzwinkern und sein warmes Lächeln. Das ist das schönste: Plastiken, die mich anlächeln.
Robert Domes